Festzüge

Baubetriebshof baut den Sauerbronnen

3 Personen stehen vor einem Umzugswagen
Kurze Besprechung am neuen Wagen (von links): Organisator Michel Reißig, Baubetriebshofleiter Eberhardt Held und Malerin Felicitas Fuchs.

Bei den diesjährigen Crailsheimer Festzügen zeigt sich die Stadt mal wieder von ihrer geschichtsträchtigen Seite, denn die Schulen sind an der Reihe. Sie zeigen traditionell die Stadtgeschichte. Dutzende Wagen und Karren rollen durch die Straßen, die meisten wurden in wochenlanger Arbeit von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des städtischen Baubetriebshofs aufbereitet. Mit viel handwerklichem Geschick sorgten sie dafür, dass die traditionsreichen Festwagen in neuem Glanz erstrahlen. In diesem Jahr kam ein Wagen neu dazu: der Crailsheimer Sauerbronnen.

Vom Entstauben über Sicherheitschecks bis hin zur kunstvollen Bemalung – alles wurde in Eigenregie vom städtischen Baubetriebshofs erledigt. Von über 40 Wagen und Karren beim Festzug haben die Kolleginnen und Kollegen des städtischen Baubetriebshofs 34 aufbereitet. Die wenigen nicht-städtischen Schulen, die mitlaufen, bereiten ihre Wagen selbst vor. Insgesamt laufen 1.500 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Musikerinnen und Musiker mit.

Die meisten Wagen müssen mehr oder weniger nur sauber gemacht werden, dazu wird die Verkehrstüchtigkeit geprüft, Reifendruck, Bremsfunktion und ähnliches. „Die meisten Wagen werden sozusagen nur entstaubt“, sagt Michel Reißig der Wagen-Organisator beim Baubetriebshof.

Badehaus auf Rollen
Der neuste Wagen ist der Sauerbronnen. Dieser Wagen steht für die Geschichte als Crailsheim fast einmal Kurort geworden wäre. Die Quelle soll recht zufällig entdeckt worden sein, im 17. Jahrhundert, fand Stadtarchivar Folker Förtsch heraus. Es wurden ihr heilende Kräfte zugesagt, beispielsweise während der Pestepedemie in Crailsheim 1613. Rund 90 Jähre später begann dann die Geschichte des Heilbads, der vermeintliche „Gesundbrunnen“ wurde mehr und mehr ausgebaut. In den 1720er Jahren wurde dann das Badhaus über der Quelle gebaut. Immer wieder wurde im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte das Wasser untersucht. Und schließlich war 1952 klar, es ist zwar kein Heilwasser, aber immerhin ein Mineralwasser. In Hochzeiten wurde die Örtlichkeit aber schon mal als Bad Crailsheim bezeichnet und sehr gerne von Adligen besucht. Der wohl hochrangigste Badegast war wahrscheinlich Markgraf Wilhelm Friedrich, der im Sauerbrunnen eine Krankheit auskurierte, die von einer Kriegsverletzung kam.

Badehaus an der Haller Straße
Das aktuelle Original an der Haller Straße.

Facharbeiter vom Baubetriebshof
Auch wenn es kein Heilbad war, so war es doch über lange Zeit ein wichtiges Badehaus, was es schützenswert machte. Das Badehaus Sauerbronnen an der Haller Straße in Roßfeld gibt es noch, dort zieht unter anderem nach der entsprechenden Sanierung eine städtische Kita ein. Der Sauerbronnen-Festzug-Wagen wurde neu konzipiert, erklärt Reißig und natürlich neu bemalt. Das alles leistet der Baubetriebshof in Eigenarbeit, denn dort arbeiten aus so ziemlich jedem Handwerk Facharbeiter. Für die Festzug-Wagen sind vor allem Maler, Schreiner und Tischler sowie Kfz-Mechatroniker wichtig. „Der TÜV geht bei den Wagen problemlos durch“, sagt Michel Reißig. „Die Kollegen bereiten alles sehr gut vor.“

In den Werkstätten laufen die Maschinen auf Hochtouren, Sägen kreischen. Dagegen ist in der großen Halle nebenan eher Ruhe angesagt, ein Pinsel lärmt nicht ganz so sehr. Dafür sieht alles umso kunstvoller aus, wenn Gefühl dabei ist. Das beweist Malerin Felicitas Fuchs am Sauerbronnen-Wagen. Der Brunnen am Heck wird erst so richtig zum Brunnen, nachdem sie die Mauersteine gemalt hat. Das ist übrigens der Clou am Wagen, es darf dort Wasser gezapft werden aus einem 120-Liter-Tank. „Letztes Jahr war es ja sehr heiß, da passt das nicht nur zum Wagen als Thema“, erklärt Michel Reißig. Insgesamt wirkt der Wagen wie ein fahrendes Haus. Was vom Baubetriebshof nicht erledigt werden kann, dass ist der Blumenschmuck, der wird von einem Crailsheimer Händler geliefert. Das Reißig an den Wagen kommt aus dem Stadtwald.

Festzüge mit Stadtgeschichte
Dafür gibt es aber noch die anderen gut 30 Wagen, die verschiedene Punkte der Crailsheimer Stadtgeschichte darstellen: Da gibt es einen Kerker, ein Katapult, eine Hinrichtungsstätte, alles recht makaber und düster, wie die Zeit damals. Aber auch die Liebfrauenkapelle ist zu sehen, ein Bader-Wagen, das damalige Stadttor, dazu ein Korn- und ein Mühlenwagen. Somit stellen auch in diesem Jahr Schülerinnen und Schüler die Stadtgeschichte mit Belagerung und bekannten Persönlichkeiten anschaulich nach.

Die Festzüge am Samstag und Sonntag, jeweils ab 10.30 Uhr, werden also auch dieses Jahr wieder ein Erlebnis. Zumal die Schulen zuletzt 2019 gelaufen sind und sich dann durch die Corona-Krise alles etwas verschoben hat.

„Deshalb war für uns ein bisschen mehr sauber zu machen“, grinst Michel Reißig. „Schließlich sind die meisten Wagen etwas länger als normalerweise in ihren Lagern gestanden.“ Diese Lager sind im gesamten Stadtgebiet verteilt, viele sind in den Teilorten. Auch auf diese Weise wächst Crailsheim zum Fränkischen Volksfest wieder ein bisschen mehr zusammen.

(Erstellt am 12. September 2024)